ADHS - Verständnis verbindet

AD(H)S im Erwachsenenalter

Die AD(H)S ist eine neurobiologisch erklärbare Störung der höheren Hirnfunktionen, die nicht mit der Vollendung des 18. Lebensjahr ausgestanden ist (wie es oft in Artikeln und Reportagen mit wenig Hintergrundswissen der Öffentlichkeit dar gestellt wird).

Weltweit leiden ca. 4 % – 8% der Erwachsenen an AD(H)S. Zu beachten ist zusätzlich die hohe Komorbiditätsrate (Begleiterkrankungen) wie Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und bipolare Störungen.

An dieser Stelle ein 20-minütiger Film über AD(H)S im Erwachsenalter

hier klicken: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/946292/Staendig-unter-HocCoaching

Ein weiterer Film von ca. 45 Minuten – Betroffene und Spezialisten kommen zu Wort

AD(H)S-Coaching bei Erwachsene

Die Therapie bei einem Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung – mit oder ohne Hyperaktivität – stütz sich auf ein Drei-Säulen-Modell:

o die medikamentöse Therapie
o die Psychotherapie
o das Coaching

Die AD(H)S ist eine neurobiologisch erklärbare Störung der höheren Hirnfunktionen, die nicht mit der Vollendung des 18. Lebensjahr ausgestanden ist (wie es oft in Artikeln und Reportagen mit wenig Hintergrundswissen der Öffentlichkeit dargestellt wird).
Weltweit leiden ca. 4 % der Erwachsenen an AD(H)S. Zu beachten ist zusätzlich die hohe Komorbiditätsrate (Begleiterkrankungen) wie Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und bipolare Störungen.

Die Kernsymptome einer AD(H)S sind:

o die Aufmerksamkeitsstörung (Aufmerksamkeitsunbeständigkeit)
o die Impulsivität
o die Hyperaktivität, die sich beim Erwachsenen als innere Unruhe äußert.

Viele Patienten haben bis zur Diagnosestellung häufig jahrelange Odysseen hinter sich. Es erstaunt wohl kaum, dass sie mit einem Chaos von Gefühlen, Hilfe suchen. Die häufigsten Gefühle mit denen Betroffene zum Coaching kommen sind:

o Trauer: die Trauer um das Wissen, dass eigentlich das Potential vorhanden wäre, und dennoch nicht in der Lage zu sein dieses auszuschöpfen (Studium, Lehre wird abgebrochen, der Arbeitsplatz kann nicht gehalten werden…)
o Ärger: Ärger über die erlittenen Frustrationen, impulsiv zu reagieren bzw. sich nicht unter Kontrolle zu haben und dass am meisten dann, wenn es am ungünstigsten ist.
o Empfindsamkeit: eine „dünne Haut“ zu haben (alles wird sehr intensiv erlebt)
o Verwirrung: trotz guten Willens, schaffen sie es nicht Termine einzuhalten, eine Arbeit fristgerecht abzuliefern. Sie fühlen sich hilflos und verwirrt, da sie keine Erklärung für ihr Verhalten finden können. – Sie wollen, doch sie können nicht –
o Mangelndes Selbstwertgefühl: ein Leben geprägt von negativen Erfahrungen, verhindert den Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls Projekte, Studiengänge, Ausbildungen, die auf der Strecke geblieben sind, wiederholte Kündigungen des Arbeitsplatzes und die Umwelt –auch das nahe Umfeld – reagiert darauf mit Unverständnis und Beschimpfungen wie Faulheit, mangelndes Pflichtbewusstsein…)
o Kontrollverlust: Um sich zeitweise „Ruhe“ zu gönnen, alles zu vergessen, wird nicht selten zu Alkohol, Drogen etc. gegriffen, was wiederum zu weiteren Problemen führt.
o Chronische Depression: Nach Jahren des Leidens, erstaunt es nicht, dass Betroffene an einer Depression erkranken.

In vielen Fällen wird eine Basismedikation mit Stimulanzien, eventuell kombiniert mit einem Stimmung stabilisierendem Antidepressivum nötig sein. Erst dann, wenn der Betroffene medikamentös gut eingestellt ist, wird er von einem nachfolgenden Coaching profitieren können.

Liegt eine schwerwiegende Depression vor, steht die Stabilisierung der Stimmungslage im Vordergrund so dass vorerst eine medikamentöse antidepressive Behandlung eingeleitet wird. Parallel sollte eine Psychotherapie in Form von wöchentlichen Gesprächen durchgeführt werden (nur durch Psychologen/Psychiater mit profunden Basiskenntnissen die AD(H)S und deren Komorbiditäten).

Nach einer Verbesserung der Stimmungslage können zusätzlich zur antidepressiven Therapie Stimulanzien eingesetzt werden. Auch hier, erst wenn der Betroffene medikamentös gut eingestellt ist, kann er von einem nachfolgenden Coaching profitieren.

Liegt eine Suchterkrankung (Alkohol, Drogen etc.) vor muss diese vordergründig behandelt werden. Bei einem Rückfall in die Suchterkrankung, ist das Coaching durch den behandelnden Therapeuten sofort abzubrechen und die Behandlung der Suchterkrankung hat erneut Behandlungspriorität.

Was ist Coaching?

Beim Coaching geht es darum AD(H)S-Betroffene zu verstehen und ihre persönlichen Schwierigkeiten zu beachten. Es werden Ziele entworfen und zusammen mit dem Betroffenen Strategien entwickelt, die es ermöglichen, diese Ziele in die Tat umzusetzen.

Coaching wird häufig mit Verhaltenstherapie gleichgesetzt. Coaching ist jedoch eine unspezifische Methode, die sich jeweils an der konkreten Situation und spezifischen Probleme des Betroffenen orientiert. Coaching ist als Teil eines ganzen Therapieplanes anzusehen.

Zu Beginn des Coachings wird erst einmal sichergestellt, dass der Patient eine tiefgehende Aufklärung über das Krankheitsbild erhalten hat. Sollte dies nicht der Fall sein, wird das Störungsbildteaching die erste Säule des Coaching sein. Nur nach guter Aufklärungsarbeit wird die Therapie Früchte tragen.

In einem nächsten Punkt geht es darum, die Ressourcen des Betroffenen dar zu legen. Ein weiterer Schritt ist die genaue Problemidentifizierung im Bezug auf die aktuelle Situation in welcher sich der Betroffene befindet. Es folgen die Formulierungen von neuen Plänen und Zielen, unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Grenzen des Betroffenen. Es ist besonders wichtig die Ziele realistisch zu stecken. Werden zu hohe Ziele definiert, können sie nicht umgesetzt werden und somit die Versagenserwartungen des Betroffenen bestätigen.

Es folgt die Planung und Entwicklung von Problemlösungsstrategien sowie das Erlernen von Bewältigungsfertigkeiten damit aus formulierten Zielen Taten werden.

Auch das Zeitmanagement ist ein wichtiger Baustein des Trainings. Zeitrahmen müssen abgesteckt werden, dafür kommen Stundenpläne, Tages- und Wochenpläne zum Einsatz welche gemeinsam erarbeite werden. Auch konkrete Übungen im Alltag bzw. „Hausaufgaben“ gehören zum Trainingsprogramm hinzu.

Der Coach sollte regelmäßig die Fortschritte seines Patienten kontrollieren, um ihn in seiner Selbststeuerung und Selbstregulation zu unterstützen. Wenn immer möglich, ihm positive Feedbacks vermitteln. Bei Rückschlägen, sollte der Coach Verständnis zeigen, ihn mitfühlend begleiten und motivieren weiter zu arbeiten. Der Griff in die „Trickkiste“ der vorhandenen Ressourcen wird immer mal wieder nötig, denn Menschen mit AD(H)S tendieren in der Regel dazu den Blick auf ihre Misserfolge zu richten, daher brauchen sie, gerade in schwierigen Phasen, dass der Coach ihnen diesen Blickwinkel verändert.

Ein AD(H)S-Coach sollte:

o tiefgehendes Wissen über das Krankheitsbild der AD(H)S haben und durch Weiterbildungsmaßnahmen immer auf dem neusten Stand des Wissens sein.
o Die Fähigkeit besitzen, Betroffenen bewertungsfrei und geduldig zuzuhören.
o Ein AD(H)S-Coach sollte strukturiert und zukunftsorientiert arbeiten können, um zusammen mit dem Betroffenen neue Ziele zu erarbeiten und ihm diese Struktur vermitteln, so dass er die formulierten Ziele in die Tat umzusetzen kann.
o Ein Coach darf nicht die Verantwortung für den Patienten übernehmen, ihn aber stets in seinen angestrebten Zielen und Plänen motivierend unterstützen.
o Er sollte ebenfalls eine gewisse Flexibilität aufweisen. Coaching kann – in besonderen Situationen – auch mal am Telefon oder per elektronischer Post stattfinden.
o Ein Coach sollte sich bewusst sein, dass ein erfolgreicher Abschluss viel Zeit in Anspruch nimmt und daher bereit sein diese Zeit zu investieren. Der Patient muss über die mögliche Dauer des Coachings informiert werden.
o Je nach Bedarf und mit der Zustimmung des Betroffenen, sollte der Coach mit Fachpersonen, Schulen (bei Jugendlichen), Arbeitgeber Gespräche führen. Oftmals ist vernetztes Denken und Handeln der einzige Weg, um eine scheinbar auswegslose Situation wieder ins Lot zu bringen.
o Genau wie Ärzte und Psychologen unterliegt der Coach einer gewissen Schweigepflicht, und sollte die ihm anvertrauten Dinge diskret behandeln.

Bei der AD(H)S liegen – mehr oder weniger ausgeprägte – Dysfunktionen im Bereich der „Executive Functions“ vor. Betroffene berichten über chronische Defizite in sechs Bereichen, welsche im Zusammenhang mit den exekutiven Funktionen stehen:

o bei allen Aufgaben, die Selbstkontrolle, Selbststeuerung und Selbstüberwachung erfordern
o in der Nutzung des Gedächtnis, ohne in jedem Moment Hilfe von außen zu benötigen
o im Prioritäten setzen zu können
o in der Fähigkeit uninteressante Tätigkeiten beginnen zu können / durchhalten zu können
o im umschalten und stoppen
o im integrieren der kognitive Funktionen

„Excecutive Functions“ bedeutet soviel wie Handlungsplanung und Aufmerksamkeitskontrolle.
Professor Tom Brown, einer der führenden AD(H)S-Spezialisten in den USA, hat die „Excecutive Functions“ mit dem Dirigenten eines Orchesters verglichen, welcher eine entscheidende Rolle in der Führung seiner Musiker spielt. Der Dirigent organisiert, aktiviert, integriert und dirigiert die Musiker während sie auf ihren Instrumenten spielen. Nur durch ein perfektes routiniertes Zusammenspiel kann eine Symphonie entstehen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die multimodale Therapie, wie folgt durchgeführt am besten bewährt hat:

o eine ausführliche Aufklärung über das Krankheitsbild und seiner Auswirkung auf die Lebensbewältigung. Nach Möglichkeit auch bei Partner/In, Familienangehörige, (auf Wunsch auch der Arbeitgeber), Lehrer und Chef am Ausbildungsplatz bei Jugendlichen
o Eine medikamentöse Therapie zur emotionalen Stabilisierung und Regulation der Kernsymptomatik.
o Eine Psychotherapie nur bei einem Psychologen / Psychiater der sich bereits mit AD(H)S befasst hat.
o Ein Coaching zur Restrukturierung des Alltags, zur Formulierung konkreter Ziele und dessen Umsetzung.

Nach einem erfolgreichen Coaching gelingt es dem Patienten seine vorhandenen Ressourcen selbst besser zu mobilisieren und auszuschöpfen. AD(H)S-Betroffene Menschen haben einen Anspruch auf eine angemessene Lebensqualität, wie jeder andere Mensch auch.
Es dürfen keine unrealistischen Hoffnungen vermittelt werden, doch es hat sich erwiesen, dass durch dieses Vorgehen vielen AD(H)S-Betroffenen ganz entscheidend geholfen werden kann.

(Ausschnitte aus: Coaching bei AD(H)S von Dr. med. Doris Ryffel-Rawak. CH)

Sollte doch mal eine stationäre Behandlung vonnöten sein, siehe z. B.
Klinik Lüneburger Heide

Kontakt:
Am Klaubusch 21, 29549 Bad Bevensen
Tel. 05821.960-0

Nachfolgend Auszug von der Webseite: http://www.klinik-lueneburger-heide.de/adhs/adhs.php (Stand 02.2008)
Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Defizitstörung (ADHS)
Stationäre Therapie bei AD(H)S und komorbiden Störungen im Jugend- und Erwachsenenalter
(Auszug Klinik Lüneburger Heide)

Während bisher in Deutschland die Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) primär als eine auf das Kindes- und Jugendalter beschränkte Erkrankung angesehen wurde, zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse eine lebenslange Beeinträchtigung durch die syndromtypischen Auswirkungen in verschiedenen Lebensbereichen. Dabei findet sich, dass bei Kenntnis der typischen Symptome bei zahlreichen ambulant wie stationär behandlungsbedürftigen Patienten zumindest zusätzlich die Diagnose einer bis ins Erwachsenenalter persistierenden AD(H)S gestellt werden kann. Die Berücksichtigung dieser Diagnose ist deshalb so entscheidend, weil sich hieraus sowohl medikamentöse wie psychotherapeutische Behandlungsalternativen ergeben, die für die Betroffenen die Aussicht auf eine bessere Lebensqualität und in etlichen Fällen eine wirkungsvolle Mitbehandlung von häufig bestehenden Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, etc. überhaupt erst ermöglichen. Ausgehend von de aktuellen Behandlungsleitlinien der Fachgesellschaften (DGPPN) zur ADHS im Erwachsenenalter bieten wir daher ein hieraus abgeleitetes Behandlungskonzept an.

Der Schwerpunkt liegt in der Schaffung eines therapeutischen Settings, das die syndromtypischen Besonderheiten von AD(H)S »versteht« und gemeinsam in der Gruppe von Gleichbetroffenen neue Bewältigungskompetenzen vermittelt und hierzu einen multimodalen Behandlungsansatz wählt.

Das Behandlungsangebot der Klinik Lüneburger Heide für Patienten mit ADHS richtet sich an folgende Zielgruppen:

Patienten, bei denen neben der Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung im Sinne einer Komorbidität (Begleiterkrankung) eine weitere stationär behandlungsbedürftige seelische Erkrankung besteht, wie z.B. Depressionen, ggf auch Erschöpfungssyndrome, Angst- und Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen oder Schmerzsyndrome etc., die für sich allein bereits eine stationäre Behandlungsbedürftigkeit rechtfertigen.

Patienten mit einer so schweren Ausprägung des AD(H)S, dass ambulante Maßnahmen nicht mehr ausreichen.

Eine stationäre Behandlung bei AD(H)S-Patienten ist weiterhin gerade dann angezeigt, wenn Probleme im sozialen Umfeld der Familie und erschöpfte oder fehlende Therapieressourcen zu einer drohenden oder bereits eingetretenen krisenhaften Zuspitzung im familiären oder beruflichen Kontext führen. Gerade bei lang anhaltenden schweren Störungen, allein erziehenden Elternteilen mit AD(H)S-Kindern oder anderen belastenden Familienverhältnissen sind häufig die Möglichkeiten im ambulanten Bereich begrenzt und eine räumliche Distanzierung u.a. zur Einleitung einer Autonomieentwicklung oder Entspannung von chronischen Konfliktsituationen notwendig.

Klinik Lüneburger Heide
Am Klaubusch 21
29549 Bad Bevensen
Tel: 05821.960-0 Fax: 05821.960-180

www.klinik-lueneburger-heide.de

Schön Klinik Bad Bramstedt
Birkenweg 10
24576 Bad Bramstedt
Tel: 04192 504-0
Fax: 04192 504-550

www.schoen-kliniken.de/ptp/medizin/psychosomatik/khb/adhs/

MediClin Deister-Weser- Kliniken
Lug ins Land 5
31848 Bad Münder am Deister
Tel: 05042 / 6000
Fax: 05042/ 600 600

www.deister-weser-kliniken.de

Mittelrhein-Klinik Bad Salzig
Abteilung für Psychosomatische Medizin: Dr. Matthias Rudolph
Salzbornstr. 14
56154 Boppard-Bad Salzig
Telefon: +49 6742 608-0
Telefax: +49 6742 608-200

www.mittelrhein-klinik.de